“Das Schwert des Königs” – ein Film, der in aller Ruhe erzählt wird, aber die Spannung auf Kosten von Mini-Geschichten aufrechterhält. Zunächst verfolgen die Zuschauer das Drama der flüchtenden Bauern. Später wechseln sie zu einer Gruppe von Zigeunern, als wären sie aus den Filmen von Guy Ritchie geflohen. Parallel dazu entfaltet sich ein Drama auf dem Niveau von “Der Marsianer”: Es ist nicht klar, ob die Kartoffeln wachsen werden und ob die Ernte nicht beim ersten Frost absterben wird.
Das Leitmotiv der ganzen Geschichte ist die Konfrontation zwischen Ludwig, dem treuen Soldaten des Königs, und dem arroganten Emporkömmling de Schinkel.
Ersterer ist nicht frei von militärischer Strenge und Zurückhaltung, aber dennoch fähig zu Liebe und Güte. Der zweite ist ein völlig wahnsinniger und machtbesessener Adliger, der um der Effekthascherei willen einen Menschen bei lebendigem Leib kochen kann.
Gleichzeitig kommt es bei den Konflikten zwischen den Figuren nur selten zu einer physischen Konfrontation. Es handelt sich meist um ein psychologisches Spiel. De Schinkel schenkt Ludwig ein Glas Wein ein, gibt es ihm aber nicht, sondern trinkt es selbst. Oder er macht sich über die alte Perücke des Protagonisten lustig und schenkt ihm ein lustiges Pflaster aus seiner eigenen Sammlung. Ludwig hingegen reagiert wie ein Hauptmann: Er weist de Schinkel streng darauf hin, dass auch Adlige dem König nicht ungehorsam sein dürfen.
Im Film wird die Fehde mit dem Lehnsherrn auch durch den inneren Konflikt von Kalen aufgelockert. Um den Traum von der Eroberung Jütlands zu verwirklichen, muss der Held innerlich zerbrechen und Menschen, die ihm nahe stehen, verraten. Außerdem muss Ludwig seine Ehre verteidigen: keine Almosen von der Tafel des Adligen annehmen und blutige Rache für die Getöteten nehmen. In solchen Momenten zeigt sich Mads Mikkelsen besonders als Schauspieler, der sowohl einen grausamen Soziopathen als auch einen berührenden stillen Mann in Not spielen kann.
Ein Film mit atemberaubenden Bildern
Dies ist einer der schönsten Filme des Jahres 2023. Die Ausblicke auf die nördliche Einöde und die Inneneinrichtung eines kleinen Hauses in einer unbewohnten Gegend erinnern an Hlinur Palmsons jüngstes Filmwerk God’s Land. Übrigens auch dänisch. Aber Nikolaj Arcel hat trotzdem einen Film gemacht, der freundlicher für den Gelegenheitszuschauer ist.
Einen besonderen Charme erhält der Film durch das untypische Seitenverhältnis der Leinwand – ein wenig breiter als das Standardformat. Es verleiht der Geschichte Größe: Vor dem Hintergrund der ohnehin schon majestätischen Natur werden die Helden noch kleiner. Die Kamera des Kameramanns Rasmus Videbak scheint an manchen Stellen nach Ludwig zu suchen, einem Mann, der vom König, von den Einheimischen und erst recht von der jütländischen Badlandszene leicht vergessen werden könnte.
“Das Schwert des Königs” ist ein ausgezeichnetes historisches Drama über die Opfer, die man bringen kann, um sich einen Traum zu erfüllen. Vielleicht ein wenig zu lang und zu ordentlich, aber das macht es nicht weniger faszinierend. Im Bereich der Kostümdramen sieht Mads Mikkelsen mit einem Sack Kartoffeln einen Kopf größer aus als der letztjährige Johnny Depp am Vorabend der Französischen Revolution.